Der Dunkelwald


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Der Dunkelwald ist ein reiner Nadelwald. Die Bäume stehen sehr dicht und lassen wenig Licht hindurch, daher der Name. Im Süden grenzt der Bunker der Nygaard an.

Auch wenn der Wald verhältnismäßig nah war, dauerte es ziemlich lange, bis wir uns durch den Schnee dorthin gekämpft hatten. Anders als die meisten ging ich nicht allzu gerne in meiner Tiergstalt vor die Tür, denn in der fror ich noch leichter. Für Plünderungen und Kämpfe war sie optimal, doch wenn ich weite Strecken durch die Kälte bewältigen musste, am besten noch mit hohem Schnee, verzichtete ich darauf. Sobald wir den Schutz der Bäume erreicht hatten, wurde der Wind schwacher. "Und, so schlimm ist es doch gar nicht!" nuschelte ich unter der Kleidung in Seths Richtung. Reine Ironie.

Ich frohr mir jetzt schon alles an und meine Laune sank rapide gen Erdkern. Ich hasse dich... Eine Lüge, aber passend in der momentanen Situation. Ich überlegte schon die ganze Zeit, ob ich mich einfach verwandeln sollte, denn als Rottweiler war die Kälte sehr viel besser zu ertragen, dank meiner dichten Unterwolle, aber der Schnee war so tief, dass ich mir nicht sicher war, ob ich nicht noch länger für den Weg brauchen würde, wenn ich auf vier Pfoten unterwegs war, als ohnehin schon. Ich spürte meine Nase kaum noch und als ich hinunter schielte sah ich, dass sie langsam rot wurde. War ja klar.

Es dauerte nicht lange und ich war bis zur Brust im Schnee versunken, doch minderte das meine Freunde keines Wegs, eher im Gegenteil. Mit freudigen Kläffen kämpfte ich mir meinen Weg voran, bis ich mich in nicht allzu tiefen Gegenden befand. Von da aus nahmen meine Beine richtig Tempo auf und schleuderten den lockeren Schnee nur so hinter mir her. Dicke Rauchschwaden zogen sich meinem Maul und meiner Nase nach, als der kalte Wind mir entgegen bließ und somit zwei Gerüche zu mir trug. Das glaub ich nicht! Bereits am Tor war mir aufgefallen, dass Kiran und Seth kurz vor mir dort waren, doch das sie das selbe Ziel wie ich hatten konnte kein Zufall sein. Sofort zog ich mein Tempo noch mehr an und stürzte schon bald zwischen den Nadelbäumen hindurch, meinen eigentlichen Auftrag ganz vergessend. Es dauerte auch nicht lange und ich konnte die beiden Frostbeulen erkennen. Meine Lefzen leicht hochziehend duckte ich mich leicht ab, bremste aber nicht, da ich mich von hinten näherte. Das einzige was ich Kiran als Warnung gab war ein lauter Beller als ich auch schon mit den Pfoten voran auf ihn zu sprang.

"Genau wie ich Schokolade hasse." erwiderte ich und knuffte Seth in die Seite. Machmal fragte ich mich, wie wir überhaupt Freunde geworden waren, denn unsere Konversationen bestanden wirklich die meiste Zeit aus sarkastischen Kommentaren und Beleidigungen, doch es spiele letztendlich keine Rolle. Ich warf dem mürrischen Mann neben mir einen freundschaftliches Lächeln zu und konzentrierte mich dann wieder auf die Arbeit. Ob man es glauben wollte oder nicht — ich war tatsächlich fähig dazu meine Aufgaben zu erledigen wenn ich wollte.
Plötzlich ertönte ein lautes Kläffen dich hinter mir und ich wollte mich gerade umdrehen, als ich auch schon mit dem Gesicht voran auf den Boden stürzte. Das zweite mal heute. Ich hob meinen Kopf und spuckte einen Mund voll Schnee aus. der Hund in mir hatte den Geruch meines Angreifers bereits erkannt: Riley. "Hallo, Prinzessin!" begrüßte ich sie, noch immer auf meinem Bauch liegend, bevor ich die Gelegenheit ergriff und mit Armen und Beinen den prophezeiten Schneeengel formte. "Du hattest Recht, Seth: Schneeengel mit dem Gesicht zuerst!"

Mir wurde wieder etwas wärmer, als ich Kirans Lächeln sah und erwiederte das Knuffen mit einem leichten Schlag gegen seine Schulter. Allerdings wurde mein bester Freund daraufhin mit einem Mal umgerissen, allerdings zum Glück nicht durch meinen Schlag, sondern von einem unverkennbarem Dobermann, der ihn angefallen hatte. Mir entkam ein unterdrücktes Lachen, ehe ich die untere Hälfte meines Gesichts wieder in meinem Schal verbarg und somit mein Grinsen versteckte, das, obwohl ich mich mies fühlte, die Situation vor mir hervorgerufen hatte. Nur leider hat das Teil jetzt dein Gesicht. Hey Ley.

Der Körper unter meinen Pfoten hatte wie erwartet ohne komplikationen nachgegeben und versank im Schnee. Schnell hoppste ich weiter und sprang Rute wedelnd um den Schnneeengel herum, wobei meine Sätzte immer höher wurden. "Du musst achtsamer sein, sonst machst du alle paar Meter einen hässlichen Engel!", kläffte ich Kiran an und kam dann endlich zur Ruhe. "Hey Seth." Leicht hechelnd sah ich zu Seth herauf und war froh, dass man dank meiner Form die Errötung meiner Wangen nicht sehen konnte. Er sieht aber auch gut aus so dick verpackt!

Ich richtete mich wieder auf und versuchte erfolglos den gesamten Schnee von mir zu entfernen. "hey, pass auf was du sagst! Sie haben dann mein Gesicht, also sind sie alles andere als hässlich." Lachend zwinkerte ich ihr zu und und stapfte aus der tiefen Kuhle, die mein Körper in dem weichen Untergrund hinterlassen hatte. Immer wenn sie so fröhlich durch die Gegend sprang konnte ich nicht anders als zu grinsen. Es freute mich einfach zu sehr, wie viel besser es ihr mittlerweile ging. Als wir uns kennenlernten hatte sie noch sehr unter ihrem Vater zu leiden und ich trauerte diesem Kerl nicht eine Sekunde nach. "Bist du alleine?" fragte ich die hübsche Hündin, die Seth ganz interessiert anstarrte. Ich hatte keine Lust auf irgendeine Art Aufpasser, der gleich aus den Büschen kommen würde. Wir drei konnten die Zeit im Bunker zwar fast immer zusammen verbringen, doch außerhalb hatten wir meist getrennte Ziele, weshalb sich unsere Wege selten kreuzten.

Leider musste ich Kiran recht geben, was sein Gesicht anging, doch ich sagte nichts dazu. Ich trat stattdessen in den Schnee um Kirans Gesicht noch etwas mehr damit einzudecken, grinste versteckt und sah dann zu Riley hinab, auf ihre Antwort auf die Frage des anderen Mannes in unserem Bunde wartend. Mir war immernoch kalt, doch jetzt hatte ich etwas bessere Laune.

Ich gab ein Bellen von mir, was Kirans Worten nicht zustimmte. "Hässlicher als hässlich!" ich sprang erneut um ihn und Seth herum. Auf seine Frage hin, ob ich allein hier wäre blieb ich wieder stehen, wedelte sanft mit meiner Rute und neigte meinen Kopf leicht nach rechts. "Jap. Also abgesehen von den zwei Frostbeulen vor mir." Ich hatte nie verstanden, wie die beiden so unter dem Wetter leiden konnten. Klar, ich selbst brauchte meinen wärmenden Mantel, aber die beiden jungen Männer taten ja fast so, als würden sie gleich erfrieren!

Die Ladung Schnee traf genauso unvorbereitet in mein Gesicht wie Rileys Gewicht eben auf meinen Rücken. Ich stand vorerst reglos da, mit einem gespielt bösen Gesichtsausdruck, der an beide ging, und ließ die größte Menge von selbst herunter fallen. Als ich wieder sehen konnte wischte ich den Rest mit einer behandschuhten Hand ab. "Großer Fehler, Seth de Luca." drohte ich mit tiefer Stimme und wandte mich an Riley, als wäre sie ein Kampfhund, dem man Befehle erteilen kann: "Fass!"

Du lässt wen anderen kämpfen? Wieso hab ich nur nichts anderes erwartet? Mein Tonfall war herausfordernd. Auf Rileys Antwort sagte ich lieber nichts, um nicht beleidgend zu werden. Ich begab mich auf alle Viere und verwandelte mich im selben Moment in einen Rottweiler. Schon war mir weniger kalt. Diese Form war sehr viel robuster was Kälte anging, allerdings sollte ich dafür auch in Bewegung bleiben.

Als Kiran mir den Befehl gab, machte ich reflexartig und voller Begeisterung einen Satz auf Seth zu, knurrte ihn mit hochgehobener Rute und gestreubten Fell, was man allerdings nicht sehen konnte, an. Als dieser sich jedoch in seine Tiergestalt verwandelte, machte ich einen Schritt wieder zurück und hob unschlüssig meine rechte Vorderpfote. Meine Rute senkte sich etwas und ich sah verunsichert kurz zu Kiran. Wird das jetzt ein richtiger Kampf?

Auf Seths Kommentar hin hob ich nur ratlos die Arme und legte den Kopf schief. Belustigt beobachtete ich wie Riley tatsächlich ansetzte, auf Seths Verwandlung hin aber wieder zögerte. Auch für mich kam diese Unerwartet, doch ich tat es mit einem Lachen ab und kniete mich in den Schnee um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. "Ihr würdet euch wirklich für mich bekämpfen, was?", sagte ich und grinste mit meiner gewohnten unverschämten Selbstsicherheit.

Innerlich schüttelte ich leicht den Kopf, wie um mich wieder etwas aufzuwecken. Nein, ich würde Riley nicht angreifen. Nie. Oder vielleicht doch? Wer wusste das schon? Als Kiran sich aber zu uns kniete musterte ich ihn eine Weile mit meinen dunklen Augenb, die jetzt so anders waren, als wenn ich ein Mensch war. Für dich würde ich das tun. Ich schüttelte mich nun sichtbar um diesen Gedanken loszuwerden und sprang Kiran dann ohne einen weiteren an. Dabei bellte ich einmal und schnappte dann spielerisch nach seinem Hals. Ich war das Spielen nicht gewohnt, denn eigentlich hatte ich das erst mit meinen beiden einzigen Freunden gelernt, doch ich hatte es nie thematisiert, denn ich lernte auch in solchen Dingen schnell und hatte mich einfach angepasst.