[Riley wird mit Erlaubnis von uns mitgezogen]

Als ich mich hinkniete entspannte sich Riley wieder. Ich tätschelte ihr kurz den Kopf und wurde zum verdammten dritten Mal an diesem Tag in den Schnee gerissen. Das gute 50 Kg schwere Biest über mir und die dicke Kleidung machten es mir unmöglich mich aus dieser Situation zu befreien. "Seth! Ah! Hundesabber!", brachte ich mit Mühe hervor während ich lachend versuchte mich vor den Bissen zu schützen. Ich wusste, dass das alles kein Ernst war, doch mein Gesicht war vom Schnee bereits nass genug und ich wollte wirklich nichts von diesem Glibberigen Zeug abbekommen.

Dieses Lachen und die Tatsache, dass ich der Auslöser dafür war brachte meine Rute dazu zu wedeln, doch ich hoffte es würde so aussehen, als würde sie nur durch meine Bewegungen hin und her schwingen. Ich hörte auf nach Kiran zu schnappen und hielt still, die Schnauze über seinem Gesicht, während ich ihn vorsätzlich ansabberte, denn ihn abzuschlecken würde nicht zu mir passen. Leider.

Dass er sich meiner Bitte absichtlich widersetzte kam überraschend. Dieses neckische Verhalten war neu, doch meine Verwirrung hielt nur kurzzeitig an. "Bäh! Aus!" Ich versuchte vergeblich in mit meinem Arm umzuwerfen, während ich fluchte und mein Gesicht im Schnee säuberte.

Schließlich aber musste ich, da der Körperkontakt zwischen uns jetzt schon ungewöhnlich lange dauerte, mich doch von Kiran runterbegeben, da sonst vielleicht aufgefallen wäre, dass mir das ziemlich gut gefiel. Ich rollte mich von dem anderen Mann runter und setzte mich in den Schnee und legte den Kopf schief.

Als der Rottweiler endlich von mir abließ, richtete ich mich langsam auf und schoss ihm einen gespielt bösen Blick zu. Bei diesem schief gelegten Kopf hielt ich aber nicht lange durch und brach kurz darauf wieder in Gelächter aus. "Ihr seid beide unmöglich! Vielleicht sollte ich euch mal etwas Respekt beibringen...", grinste ich. Eine leere Drohung. Ich scheute mich nicht davor Gewalt anzuwenden, aber meine Freunde waren davor sicher.
Als ich wieder stand richtete ich meine Kleidung und Haare, klopfte den Schnee von mir – schon wieder – und sah die beiden auffordernd an. "Wir sollten wieder an die Arbeit", erklärte ich, gefolgt von einem Augenrollen.

Ich ließ meine Zunge kurz aus dem Maul hängen und stand dann auf, um zurück zu meiner Überkleidung zu stapfen, in welche ich umständlich hineinkroch, ehe ich mich zurück verwandelte. Natürlich war Schnee mit hinein gekommen und die Sachen saßen nicht an den richtigen Stellen, aber es war besser, als sich einfach so zu verwandeln und in der Kälte ganz wieder anzuziehen. Ich schüttelte mich um den Schnee wieder loszuwerden und sah wieder schlecht gelaunt drein. Eine Arbeit die wir deinetwegen haben. Ich richtete meine Haare, setzte mir die Kaputze wieder auf und band mir dem Schal neu um.

Ich ging ein paar Schritte vor, während Seth sich verwandelte. Riley stapfte mir hinterher. Es war ein Wunder wie sie kein Problem mit der eisigen Kälte haben konnte, doch der Anblick wie sie fröhlich in dem glitzernden Weiß herumtobte, ließ mich unter dem hohen Kragen und dem dicken Schal um meinen Hals lächeln. "Dann sollte es dir besonders am Herzen liegen, dass wir sie richtig machen. Sonst wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir hier draußen sein müssen", wandte ich mich an Seth. es war so oder so nicht das letzte Mal, das wussten wir alle drei. Mit Freunden war die zeit jedoch deutlich erträglicher und auch der mürrische Soldat musste dieser Meinung sein.

Da können wir genau so auch trödeln. Trotzdem schloss ich schnell zu Kiran auf um neben ihm herstapfen zu können. Ich wollte hier draußen nicht alleine sein und das lag sicher nicht daran, dass ich bei Kiran sein wollte. Sicher nicht!

Ich sah ihn an und zog eine Augenbraue hoch. "Als oben du jemals absichtlich trödeln würdest!", sagte ich spöttisch. Sicher, er wartete auf mich, wenn ich ma wieder länger brauchte, aber ich hatte ihn noch nie zu spät aufwachen, oder ein paar Sekunden länger unter der Dusche stehen sehen. Abgesehen von uns regte sich im Wald nichts. Riley sollte eigentlich jagen, doch mit unserem Gelächter und Bellen hatten wir die meisten Tiere in der Umgebung sicher schon vertrieben.

Nein, ich komme immer deinetwegen zu spät. Leider hatte Kiran ja die Angewohnheit immer und überall länger zu brauchen als nötig. Ich, der ich mit einer harten militärischen Erziehung groß geworden worden war, verschwendete nie auch nur eine Sekunde länger als nötig bei meinen Aufgaben. Schließlich hatte ich schon von den frühen Morgenstunden an einen vollen Terminplan, wollte ich ins Bad UND Juliette besuchen. Bei dem Gedanken an sie wurde mein Herz wieder schwer, doch ich verbarg es hinter einem genervten Gesichtsausdruck. Warum brauchst du immer so lange? Wie oft hatten wir dieses Gespräch jetzt wohl schon geführt? Ziemlich oft, denn Kirans chronisches Zu-spät-Kommen zerrte wirklich an meinen Nerven, so gerne ich den jüngeren Mann auch hatte.

Ich stöhnte genervt auf. "Komm schon. Wie oft hast du schon versucht mich mit deinen pseudopsychologischen Diskussionen in diesem Aspekt zu erziehen? Ich sehe es wirklich nicht ein mich von irgendwelchen Vorgesetzten hetzen zu lassen. Das Leben in dieser Eiswelt ist Mist. Da lasse ich mir nicht noch meine Gemütlichkeit nehmen", erklärte ich. Dass dahinter etwas ganz Anderes steckte – sowas wie ein verzweifelter Schrei nach Aufmerksamkeit vielleicht? – wusste ich selbst nicht. Schließlich fehlte es mir an jeglicher Talent zur Selbstanalyse und -kritik. Ich meinte hinter dem schlecht gelaunten Gesichtsausdruck tatsächlich etwas Ernsthaftigkeit erkennen zu können, überging diesen Verdacht jedoch einfach.

Viel zu oft. Ich stopfte meine Hände in die Taschen meiner Jacke und versuchte das Gefühl von kalter Nässe in meiner KLeidung zu ignorieren. Ich konnte es kaum erwarten bis wir unsere Patroullie hinter uns gebracht hatten. Wir entkommen dieser Eiswelt trotzdem nicht. So ist das Leben halt. Sei froh, dass Neo dich nicht schon aus dem Bunker geschmissen hat.

Gerade wollte ich erwidern, dass genau das ja der Grund war, weshalb ich das Beste daraus machen wollte, da redete er einfach weiter und brachte Neo auf. Ja, ich reizte ihn des öfteren und ja, es war sicher schon das ein oder andere Mal nah dran gewesen, dass ich für immer degradiert oder eben ganz rausgeschmissen worden wäre, aber ich war zuversichtlich, dass ich sowas auch in Zukunft umgehen konnte. Neo kannte meinen Wert und er wusste, dass ich vollkommen zu der Gruppe stand. "Wie könnte irgendjemand diese Schönheit verbannen?", fragte ich empört und umrahmte mein Gesicht mit den Händen.

Ich sah Kiran von der Seite an, doch wandte das Gesicht sofort wieder ab, als ich spürte wie meine Wangen warm wurden. Rasch vergrub ich mein Gesicht noch mehr in meinem Schal und sah gerade aus. Bild dir nicht so viel ein, so hübsch bist du auch wieder nicht.

Kurz meinte ich Seth erröten zu sehen, doch es war eiskalt, also wenn überhaupt nichts besonderes. "So wie du kein guter Freund bist", erwiderte ich beleidigt. Ich wusste, dass ich gut aussah. Jeder wusste das. Auch Seth. Sein kleiner Kommentar konnte meinem Selbstbewusstsein nicht anhaben, aber das hinderte mich nicht daran den verletzten zu spielen.