Schon von draußen hörte ich die lauten Stimmen der Männer und das laufende Wasser. Schwungvoll riss ich die Tür auf und stellte mich breitbeinig in den Türrahmen. Gegröle schlug mir entgegen, ganz wie immer. Seth schien noch nicht hier zu sein. Auf meinem Weg zu den Duschen begrüßte ich den ein oder anderen Kameraden, wurde aber immer ernster, je näher ich meinem Ziel kam. Alle Duschen waren belegt, doch das sollte mich nicht aufhalten: Ich musterte die Männer und Jungen und blieb an einem bekannten Gesicht hängen: Ein eher schmächtiger Halbstarker, bei dem ich mich immer wieder fragte, warum er überhaupt hier war. Zu seinem Pech wusste ich außerdem, dass er sich in einen Leoparden verwandelte. ich legte mein Zeug ab und ging mit einem fiesen Grinsen auf den Kleinen zu. "Hey, Würmchen!" sprach ich ihn an, woraufhin er sich zu mir umdrehte. Als er mich erkannte weiteten sich seine Augen, doch er bewegte sich nicht vom Fleck. "Muss ich nachhelfen, oder was?", fragte ich rhetorisch, ließ ihm keine Zeit zu reagieren, sondern packte seine dünnen Schultern und zog ihn schwungvoll unter dem Duschstrahl hervor. So Schwungvoll, dass er es auf dem Nassen Boden nicht schaffte stehen zu bleiben und hinplumpste. Ein Seitenblick auf den Armen verriet mir, dass er nun ebenso beschämt wie ängstlich war und ich widmete mich wieder mir selbst, in das abfällige Lachen der Umstehenden einstimmend.

Als ich in den Waschraum trat hörte ich von den Duschen Gelächter. Ich vermutete, dass Kiran wieder einmal voll in seinem Element war. Ehe ich aber zu dem Ort des Gelächterd schauen konnte, wandte ich mich lieber den Waschbecken zu und ging dort hinüber. Wortlos rempelte ich ein paar Typen zur Seite, doch auf ihre Proteste hin bekamen sie nur einen finsteren Blick zugeworfen, gepaart mit einem dunklen Knurren. Die meisten wichen dem aus, alle bis aur einen großen bärtigen Kerl, der meinte, nur weil er gute zwei Meter groß war müsse er mich in Frage stellen. Ich war genervt und das nicht nur ein Bisschen. Ich versetzte ihm einen gezielten Stoß mit dem Ellenbogen in die Magengrube und trat ihm dann die Beine weg. Noch während er am Boden aufschlug wandte ich mich wieder dem Waschbecken und meinem Spiegelbild zu. Ich nahm mein Rasierzeug und begann damit meinen Bart zu trimmen und an den gewünschten Stellen wieder auszurasieren.

Noch während ich mich duschte hörte ich einen dumpfen Aufschlag, der aus der Richtung der Waschbecken kommen musste. Jeden morgen das selbe Spiel. Es war nicht ungewöhnlich, dass es schon im Bad die ersten Verletzten gab. Als ich fertig geduscht hatte wickelte ich mein Handtuch um und sah noch, wie der Junge wieder unter die Dusche huschte. Meine Kleidung lag auf der langen Holzbank, an die ich mich stellt um mich abzutrocknen und anzuziehen. Von hier aus sah ich jetzt aus Seth, der sich rasierte. Ein Brocken von Mann stand in seiner Nähe und sah nicht gerade glücklich aus. Grinsend schnappte ich diesem das eben frei gewordenen Waschbecken neben meinem Freund weg. "Ach, auch mal da?", sagte ich und wandte mich dem Spiegel zu um mein halbnassen Haare zu richten.

Ich sah aus dem Augenwinkel wie Kiran sich anzog, auch wenn ich rasch den Blick abwandte, als er zu mir kam. Wir können nicht alle den ganzen Tag im Waschraum verschwenden. Ich wusch meine Klinge ab und steckte sie zurück an ihren Platz, ehe ich damit begann meine kurzen Haare herzurichten und aufzustellen. Meine Augenringe waren tief als immer und um davon etwas abzulenken umrandete ich meine Augen, wie jeden Morgen, mit schwarzer Farbe.

"Schade eigentlich. Die Atmosphäre ist hier so schön," sagte ich verträumt und beobachtete wie Seth seine Augen mit diesem schwarzen Zeug zukleisterte. Ich verstand nicht, wieso er das tat, doch so hatte ich ihn schon kennengelernt, also war es nicht ungewohnt für mich. Als meine Haare den perfekten Zustand erreicht hatten — nicht ungekämmt, aber auch nicht zu ordentlich, denn man will ja nicht spießig aussehen — griff ich nach meiner Zahnbürste und lud eine ordentliche Portion Zahnpasta drauf. Es war viel zu viel, doch nur so hatte ich das Gefühl meine Zähne auch wirklich sauber zu bekommen. Mit einer Hand stützte ich mich am Waschbecken ab und begann zu putzen. Der Raum leerte sich schon deutlich. Eigentlich brauchte ich nie wirklich lange im Bad, doch es gehörte zu meinem Image.

Du bist schon der seltsamste Kerl hier im Bunker. Ich packte meine Sachen wieder weg und zog mir dann meine Lederjacke an. Damit war ich fertig und musste nur noch meine Sachen zurück ins Zimmer bringen. Und auf Kiran warten. Das war viel Zeitaufwändiger.

Ich spuckte aus, spülte meinen Mund, wusch mein Gesicht, trocknete es mit dem Handtuch ab und warf einen letzten Blick in den Spiegel, bei dem ich meine Augenbrauen richtete. Erst dann drehte ich mich zu Seth um: "Sagt der mit der Schminke um die Augen." Von der Bank nahm ich mein restliches Zeug und steckte das Messer ein. Zügig ging ich zur Tür und verließ den Raum vor Seth. "Los jetzt! Wir kommen noch zu spät wenn du weiter so trödelst!" rief ich über meine Schulter, während ich wieder unser Zimmer ansteuerte.

--> Quartiere/Zimmer Seth & Kiran

Ich knurrte genervt und folgte Kiran mit schnellen Schritten. Ich schwöre dir Jace, irgendwann schmeiße ich dich aus dem Bunker und mache wieder zu. Eine leere Drohung, aus mehreren Gründen. Einer der größten war, dass ich keinen der Eingänge so schnell auf und zu machen konnte, ohne das es jemand bemerkte.
(Quartiere/Zimmer Seth & Kiran)